Im Fokus

Rheinbrücken in NRW

Rheinkniebrücke Düsseldorf (Foto: Thomas Robbin)

Bedeutung der Rheinbrücken in NRW

Die Rheinbrücken in Nordrhein-Westfalen haben eine wichtige Bedeutung für die regionale und überregionale Infrastruktur, das städtische Leben sowie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Sie verbinden Menschen, Wirtschaftsräume und Stadtteile und prägen als Teil der kulturellen Identität das Gesicht der Region.

Zusammen sind die Rheinbrücken weit mehr als die Summe ihrer Teile: Nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Nordrhein-Westfalen eine ganz besondere Dichte an herausragenden Brücken über den Rhein entstanden. Ganz im Sinne des Fortschrittsoptimismus der Zeit ging es hier zunächst vor allem um innerstädtische Autobrücken, später dann immer mehr um außerstädtische Autobahnbrücken. Von Bonn bis Emmerich folgt heute ein ingenieurbaugeschichtlicher Superlativ auf den anderen – mit prägender Wirkung auf die Kulturlandschaft entlang des Rheins und mit hoher historischer Zeugniskraft. Nicht erst mit dem im Frühjahr 2025 von der Bundesregierung verabschiedeten Investitionspaket steht dieses Ensemble allerdings zur Disposition: Brückenbauten vor allem der 1960er und 1970er Jahre sollen in den kommenden Jahren vielfach Ersatzneubauten weichen. 

Wir rücken die Besonderheiten der nordrhein-westfälischen Rheinbrücken in den Fokus und beleuchten ihren kulturhistorischen Wert. 

Brücken der Vorkriegszeit und der ersten Nachkriegsjahre

Die vor dem Zweiten Weltkrieg errichteten und nach Zerstörung meist relativ baugleich wiederhergestellten Eisenbahnbrücken über den Rhein sind heute selbstverständlich anerkannte Bestandteile der nordrhein-westfälischen Denkmallandschaft, wie vor allem die Kölner Hohenzollernbrücke, die dortige Südbrücke oder die Hochfelder Brücke in Duisburg. Ihre Erhaltung scheint gesichert. Auch die großen Straßenbrücken, deren Konzeption auf die direkte Vorkriegszeit oder auf die ersten Nachkriegsjahre zurückgehen, sind in ihrem historischen Wert erkannt – beispielsweise die Uerdinger Brücke in Krefeld, die Mülheimer und die Rodenkirchener Brücke in Köln oder die Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf. Wenn auch ihre Erhaltung – siehe die Abrisspläne zur Rodenkirchener Brücke – nicht zweifelsfrei gesichert und derzeit Gegenstand stadtöffentlicher Debatten ist, ist der stadt- und bauhistorische Wert der Brücken trotzdem weitgehend unwidersprochen anerkannt. Zu Recht: Denn schon an diesen um den Zweiten Weltkrieg herum entstandenen Brücken zeigt sich eine Entwicklung, die für NRW in den Nachkriegsjahrzehnten prägend werden sollte: Mit beinahe jeder Brücke über den Rhein entstand ein neuer Superlativ. Zahlreiche Brückenkonstruktionen, die hier von namhaften Ingenieuren in diesen Dimensionen das erste Mal realisiert worden sind, sind in den Nachfolgejahren zu globalen Exportschlagern gewonnen. 

Düsseldorfer Brückenfamilie

Ein prominentes Beispiel für wegweisende Brückenbauten im Rheinland ist die Düsseldorfer Brückenfamilie. Unter gestalterischer Federführung von Friedrich Tamms als oberstem Stadtplaner der Landeshauptstadt und in Zusammenarbeit mit namhaften Ingenieuren wie Fritz Leonhardt und Hans Grassl entstanden mit der Theodor-Heuss-Brücke (1954–57), der Rheinkniebrücke (1965–69) und der Oberkasseler Brücke (1969–73) ein bis heute stadtbildprägendes Ensemble. Die älteste, die Theodor-Heuss-Brücke, gilt als weltweit erste Schrägseilbrücke dieses Ausmaßes: Die von Leonhardt maßgeblich entwickelte versteifte Fahrbahnplatte hat diese Konstruktion möglich gemacht und war damit vorbildgebend für Schrägseilbrücken auf der ganzen Welt. Als Abwandlungen dieses Typus entstanden die Rheinknie- und die Oberkasseler Brücke – in Gestalt und Konstruktion angepasst an die jeweiligen städtebaulichen Bedingungen, aber auch an die jeweils unterschiedlichen Strömungsverhältnisse des Rheins. Die Rheinkniebrücke ist beispielsweise mit nur einem Pylonenpaar auf der linksrheinischen Seite konzipiert, weil die Strömung auf der rechtsrheinischen Seite für ein Pylonenfundament zu stark gewesen wäre. So entstand in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt so etwas wie eine Mustersammlung für Schrägseilbrücken für unterschiedliche Gegebenheiten. Die Ablesbarkeit von Geschichte geht dabei bis ins baukonstruktive Detail: Wurde der Stahl der Theodor-Heuss-Brücke noch genietet, wurde er bei der Rheinkniebrücke geschraubt und bei der Oberkasseler Brücke schließlich geschweißt. 

Ästhetisch verbunden sind die Düsseldorfer Brücken durch ihre filigrane Gestaltung, die den Blick auf den Rhein sowohl vom Ufer aus als auch bei der Brückenüberquerung weitgehend freilässt. Charakteristisch ist dabei der zurückhaltende Einsatz konstruktiver Mittel, die Eleganz der asymmetrischen Schrägseilführung und die ruhige Linienführung der Tragwerke, die sich harmonisch in die flache Rheinlandschaft einfügen. Die reduzierte Formensprache verleiht den Brücken eine zeitlose Modernität, die das Stadtbild prägt, ohne es zu dominieren. Ihre einheitliche, klare Gestaltung sorgt für eine visuelle Kontinuität im Stadtgefüge und hebt die Bauwerke als gestalterisch durchdachte Ensembleleistung hervor – ein seltenes Beispiel konsequenter Brückenarchitektur mit städtebaulichem Anspruch.

Superlative bei innerstädtischen Autobrücken

Andere konstruktionsgeschichtliche Superlative im Bereich der innerstädtischen Autobrücken kommen hinzu: So ist die zuerst 1934 errichtete und 1950 wiederhergestellte Brücke der Solidarität in Duisburg-Rheinhausen die größte Bogenbrücke über den Rhein. Die von Fritz Leonhardt entwickelte, 1947/48 errichte Deutzer Brücke in Köln ist die erste Stahlkastenträgerbrücke der Welt. Nur wenig weiter rheinabwärts befindet sich die von Gerd Lohmer entwickelte, 1962/63 errichtete Kölner Zoobrücke, die bis heute die weltweit am weitesten gespannte Kastenträgerbrücke mit nur einem Hauptlager darstellt.

Autobahnbrücken der 1960er und 1970er Jahre

Seit den 1960er, vor allem aber den 1970er Jahren gab es im Zusammenhang mit dem Ausbau des Autobahnnetzes die größten Innovationen im Brückenbau. In Nordrhein-Westfalen überspannen heute acht Autobahnbrücken den Rhein – mit Ausnahme des Ursprungsbaus der Rodenkirchener Brücke sind all diese Rheinquerungen in den Nachkriegsjahrzehnten entstanden. Als dominierender Bautyp für die vergleichsweise neue Bauaufgabe Autobahnbrücke hat sich dabei der – in Düsseldorf schon in Varianten erprobte – Typus der Schrägseilbrücke etabliert: sechs der acht heutigen Autobahnbrücken über den Rhein in NRW sind so konstruiert. Diese die Landschaft auch in der Fernsicht prägende Brückenform steht damit zeichenhaft für den Ausbau des Straßen- bzw. des Autobahnausbaus. 

Die erste Schrägseil-Autobahnbrücke ist seit Kurzem bereits Geschichte: Die Autobahnbrücke der A1 in Leverkusen ist 1962–1965 nach Plänen des Bauingenieurs Hellmut Homberg errichtet worden. Der Ersatzneubau wurde 2024 eingeweiht, der Ursprungsbau inzwischen abgerissen. Ähnlich ergeht es der 1966–1970 errichteten und inzwischen im Abbruch befindlichen Neuenkamper Brücke in Duisburg. Sie wurde ebenfalls nach Plänen von Hellmuth Homberg errichtet und war zum Zeitpunkt der Eröffnung die längste Schrägseilbrücke der Welt. Sein nachhaltigster ingenieurgeschichtlicher Wurf gelang Homberg allerdings mit der Planung für den Bau der Bonner Friedrich-Ebert-Brücke (1964–1967): Erstmals wurde hier ein Konstruktionsprinzip angewendet, bei dem die Fahrbahnplatte über zahlreiche Schrägseile an zentral in der Fahrbahn angeordneten Pylonen aufgehängt ist. Dieses Prinzip ermöglicht eine höhere Variabilität bei gleichzeitig verbesserter Stabilität. Diese Konstruktionsweise wurde in den Folgejahrzehnten zum globalen Exportschlager: Bis heute werden Brückenbauten, inzwischen mit eklatant größeren Spannweiten, nach diesem Bonner Prinzip errichtet und sind mit ihrer markanten Erscheinung zu Wahrzeichen in zahlreichen Städten und Regionen avanciert. 
Mit einer etwas anderer Konstruktionsweise, sicherlich aber mit dem gleichen landschaftsprägenden Anspruch, ist zwischen 1976 und 1979 die Fleher Brücke in Düsseldorf entstanden, bis heute deutschlandweit die Rheinbrücke mit dem höchsten Pylon und der größten Spannweite an nur einem Träger. 

Weitere Infos zu den Perspektiven für die Rheinbrücken in NRW.

Rheinbrücken auf baukunst-nrw

Alle Rheinbrücken sind auf baukunst-nrw als Einzelobjekte abrufbar und hier nach Regionen gebündelt für einen schnellen Überblick zusammengefasst:

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