Münster, Heilig-Geist-Kirche, Hauptansicht mit Turm

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Seitenansicht

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Haupteingang mit Vorplatz

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Schrägansicht Haupteingang mit Kolonnaden

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Blick in Eingangskolonnaden

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Gitter im Eingangsbereich

Münster, Heilig-Geist-Kirche, Balkon am Turm und Schallöffnungen

Heilig-Geist-Kirche Münster

Metzer Straße 9, 48151 Münster

Legende für Merkmale

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IconObjekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet

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denkmalgeschütztes Objekt

1928

Moderne

Walter Kremer

Kath. Gemeinde St. Joseph

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Heilig-Geist-Kirche Münster

"In eine neue Zeit will dies Gebilde weisen / Das wie ein Kaufhaus aus Beton und Eisen / Sich über den geweihten Stein erhebt." Diese Zeilen stammen aus einem für die Grundsteinlegung der Heilig Geist Kirche verfassten Gedicht. Eine neue Zeit versprachen sich die Gläubigen aus der Pfarrgemeinde als im Jahr 1925 der Wettbewerb für eine neue Kirche im Münsteraner Geistviertel ausgeschrieben wurde. Dabei war das Viertel selbst noch jung, nach dem Ersten Weltkrieg war es auf einem ehemals landwirtschaftlich geprägten Areal erstanden. Nun fehlte nur noch eine Kirche. Der Kirchenbau war durch eine nach den Grausamkeiten des Krieges angefachte Hinwendung zum Glauben zu neuem Schwung gekommen. Theologische Schriften wie von Romano Guardini wurden nicht nur von Fachleuten, sondern auch von Laien gelesen. Die Kirche wollte sich dem Volk zuwenden, den Zusammenhalt in der Feier der Gottesdienste und Messen stärken.

Nicht irgendeine Kirche sollte in Münster gebaut werden, sondern eine ganz besondere. Davon zeugt schon die Besetzung der Jury, für die die Kirchengemeinde einen der seinerzeit wichtigsten Architekten für Kirchenbauten gewinnen konnte: Dominikus Böhm hatte in Köln kurz zuvor mit einem Kirchenneubau für Furore gesorgt, dessen hohe Parabeln aus Klinker ihm schon bald im Volksmund den Namen "Zitronenpresse" eingebracht hatte. Den anonymen Wettbewerb in Münster konnte der Duisburger Walter Kremer für sich entscheiden. Sein Entwurf im Stil der Neuen Sachlichkeit sah ein Gebäude vor, das sich von den bestehenden Kirchenbauten in Münster erheblich unterscheiden wollte: ein schwerer Quader aus Klinker, dem ein wuchtiger Turm angegliedert wird. Doch die monumentale Wirkung der Baukörper wird durch viele baukünstlerische Details aufgelockert. Die Außenhaut des Kirchenschiffs wird durch Vor- und Rücksprünge belebt, die sehr schmalen und sehr hohen Fenster sind mit Naturstein eingefasst. Die Schallöffnungen im Glockengeschoss des Turmes sind als Halbkreise ausgeformt, die Turmecke akzentuiert ein über Eck geführter Balkon am Turm für die Turmbläser. Vor dem Eingang zur Kirche bieten Kolonnaden Schutz vor der Witterung. Die hell verputzte Unterseite des Daches erzeugt eine Leichte, die mit der Schwere des übrigen Baukörpers spielt. Sie bietet zudem einen kleinen Vorgeschmack auf das, was den Besucher im Innenraum der Kirche erwartet. So schwer und dunkel die Kirche von außen wirkt, so leicht und hell ist sie nämlich im Innenraum gestaltet. Die Wände des dreischiffigen Saals sind weiß getüncht, durch die hohen schmalen Fenster fällt das Licht weit ins Kircheninnere herein, ohne dass man die Fenster zwischen den Mauerzungen direkt sehen würde. Der Chor liegt erhöht und ist schmaler als das Mittelschiff. Hier sorgen Oberlichter für eine strahlende Beleuchtung, die die Blicke auf die Wandmalereien von Ludwig Baur lenken. Der künstlerischen Ausstattung der Kirche sah sich auch der Architekt verpflichtet, der möglicherweise sogar die Messgewänder entwarf.

Die Seitenschiffe setzen sich aus einer Folge von Durchgängen zusammen, die einen starken Tiefensog erzeugen. Bewegt man sich durch den Raum ergeben sich immer wieder Spiele mit Perspektive und Raumempfinden, mit Licht und Schatten.

"Ein Kaufhaus aus Eisen und Beton" sollte die Heilig-Geist-Kirche nicht im wörtlichen Sinne werden, vielmehr erinnerte die Form schon damals an moderne Konsumtempel, die sich die Wirkung von Raumhöhen und Licht für ihre Verkaufstaktiken zunutze machten. Die Bauweise mit Stahlbetonskeletten war im Kirchenbau noch jung, umso zukunftsgewandter wirkten Gebäude und Bauherr. Es ist leicht vorstellbar, dass der Neubau auch auf Kritik und Ablehnung stieß. "Druffels Pütt" lautete ein Spottname, der den damaligen Pfarrer Druffels nicht in einer Kirche, sondern in einem Schacht vom Kohlebergbau sah. Doch heute hat sich die Heilig-Geist-Kirche fest in ihrem Umfeld etabliert und kann als einer der progressivsten Kirchenbauten der Moderne in Münster bezeichnet werden.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020

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