Josef-Gockeln-Straße 9, 40474 Düsseldorf
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1967-1969
HPP Architekten GmbH
Architekt Prof. Dr. Helmut Hentrich
Günther Fruhtrunk (Maler/Grafiker)
(Kunst am Bau, Fassade)
Land Nordrhein-Westfalen
(Auftraggeber)
Stadt Düsseldorf
(Bauherr)
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Objektanzahl: 2605
40476 Düsseldorf
Entfernung: 0.22 km
40474 Düsseldorf
Entfernung: 0.22 km
40474 Düsseldorf
Entfernung: 0.26 km
40476 Düsseldorf
Entfernung: 0.39 km
40211 Düsseldorf
Das Gebäude des Audimax der ehemaligen Fachhochschule Düsseldorf (ursprünglich Ingenieurschule für Maschinenwesen Düsseldorf) wurde zwischen 1967 und 1969 nach Plänen des Architekturbüros Hentrich, Petschnigg & Partner (HPP) realisiert.
Die besondere Qualität des exponiert als Solitär positionierten Hörsaalbaus der Fachhochschule besteht in der umlaufend als Gesamtkunstwerk gestalteten Fassade. Der Baukörper mit quadratischem Grundriss ist vom Hauptgebäude abgerückt und wird über einen verglasten Durchgang im Erdgeschoss oder das Kellergeschoss erschlossen. Der dreiseitig fensterlose Hörsaalbau wurde in Ortbetonbauweise gefertigt und im Kontrast zu den umliegenden, mehrgeschossigen Gebäudeteilen geplant. Während die übrigen Gebäudeteile der Hochschule als modularer und funktionaler Systembau entworfen sind, nimmt das Audimax als exponiertes Bauwerk mit seiner expressiv-künstlerischen Fassade eine Sonderstellung auf dem Campusgelände ein.
Die künstlerische Qualität und die denkmalpflegerische Bedeutung des Gebäudes begründen sich maßgeblich in dessen Fassadengestaltung von Günther Fruhtrunk. Der im Jahr 1923 in München geborene Künstler zählte zu den bedeutendsten deutschen Vertretern geometrischer Abstraktion in der Konkreten Kunst des 20. Jahrhunderts. Nach der Schulzeit nahm Fruhtrunk zunächst ein Architekturstudium auf, welches er jedoch aufgrund seiner Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen musste und nach Kriegsende zugunsten einer künstlerischen Laufbahn endgültig aufgab.
Fruhtrunks künstlerisches Werk zeichnet sich durch eine strenge kompositorische Ordnung, rhythmisch-lineare Strukturen und eine intensive Farbigkeit aus. Seine charakteristischen Diagonalstreifen verbinden malerische Präzision mit mathematisch-rhythmischer Organisation, die eine räumlich gerichtete Dynamik bewirkt. Das zentrale Motiv seiner künstlerischen Praxis war das Spannungsverhältnis von Farbe, Form und Raum, welches er zeitlebens mit ästhetischer Strenge verfolgte. Internationale Bekanntheit erlangte er auch durch die ikonische Grafikgestaltung der Aldi-Nord-Tragetasche Anfang der 1970er-Jahre.
Günther Fruhtrunk gestaltete sämtliche Außenwände des Audimax mit einer zusammenhängenden, dynamischen Komposition aus farbintensiven, horizontal und diagonal angeordneten keramischen Fliesen. Die geometrisch-abstrakte Fassadenarbeit umfasst rhythmisch angeordnete Farbflächen und Bänder in Rot- und Blautönen sowie schwarze und weiße Kontrastflächen, die teilweise durch blassgelbe Nuancen akzentuiert werden.
Jede Gebäudeseite des Audimax weist eine individuelle Gestaltung auf. Die rot-dominierte Nordseite wirkt geologisch gefaltet, während die blau-dominierte Westseite diagonal gegliedert ist und dynamische Bewegung suggeriert. Die Südfassade hingegen wirkt beruhigter, offenbart jedoch durch senkrechte und diagonale Akzentuierungen subtile Unruhe. Die Ostseite inszeniert den Eingangsbereich mit gebrochenen Linienführungen und der einzigen gekrümmten Linie des ansonsten streng geradlinigen Kunstwerks.
Technisch wurde die Fassade mittels vor Ort vorgefertigter Betonelemente realisiert, auf welche nachträglich die Keramikfliesen aufgebracht wurden. Zu diesem Zweck waren die vorgehängten Betonplatten mit einer Höhe von knapp sieben Metern mit Aussparungen versehen, sodass die Fliesen im Mörtelbett flächenbündig aufgebracht werden konnten. Die Betonelemente bestehen überwiegend aus gleichförmigen Modulen, die durch Eck- und Sondermodule ergänzt werden. Die Fassadenkomposition nimmt dabei sowohl Bezug auf die strukturellen Fugen zwischen den Betonelementen als auch auf die Fugen zwischen den Fliesen selbst und deren Rahmung aus Beton.
Im Innenraum blieb das Audimax weitgehend in seinem Originalzustand erhalten. Charakteristisch sind die zeittypische Holzvertäfelung, gepolsterte Holzsitze sowie eine Deckenkonstruktion als Raumfachwerk. Ein erhaltenes Maschinenfundament erinnert an die ursprüngliche Nutzung als Lehrgebäude der Fachhochschule.
Die Fassade des Audimax wurde im Jahr 2024 offiziell als bedeutendes baukünstlerisches und architektonisches Denkmal anerkannt und in die Denkmalliste der Stadt Düsseldorf aufgenommen. Eine Ausweitung des Denkmalschutzes auf das gesamte Bauwerk steht bislang aus.
Günther Fruhtrunks Werk stellt eine einzigartige Verbindung zwischen autonomer Bildkomposition und konkretem Bauwerk her. Das Kunstwerk ist kein nachträglich addierter Teil einer Fassadengestaltung, sondern ist die Fassade und damit Teil des Bauwerks als solches. Diese untrennbare Verbindung wird besonders dadurch hervorgehoben, dass Fruhtrunk bereits in den frühen Entwurfs- und Planungsprozess des Gebäudes eingebunden wurde. Dies macht das vom Abriss bedrohte Bauwerk zu einem bundesweit herausragenden Zeugnis der Kunst am Bau und der Konkreten Kunst in Deutschland.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 12.06.2025
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Hochschulen/Universitäten