Pumpwerk Gelsenkirchen

Mit dem 2019 eröffneten Pumpwerk Gelsenkirchen wurde der prämierte Entwurf eines Architekturwettbewerbs aus dem Jahr 2005 realisiert – ein Projekt, das technische Infrastruktur mit zeitgenössischer Baukunst in exemplarischer Weise verbindet. In der Tradition industrieller Bauwerke des Ruhrgebiets, die nicht nur ingenieurtechnische Leistungen, sondern stets auch architektonische Haltung zum Ausdruck bringen, markiert das neue Pumpwerk einen bedeutenden Baustein im Rahmen des Programms emscher:umbau.

Ziel des Programms ist es, die Emscher aus ihrer Funktion als Abwasserkanal zu befreien und ihre Uferbereiche zu renaturieren. Das Pumpwerk übernimmt eine zentrale Rolle im neuen Entwässerungssystem und macht das unsichtbare Ingenieurbauwerk im Untergrund – ein 35 Meter tiefer Ansaugschacht – an der Oberfläche sichtbar und erlebbar.

Architektonisch inszeniert sich das Bauwerk als skulpturales Ensemble: Pumpwerk und Trafostation wurden in zwei separate, frei zugängliche Volumen aufgeteilt, die als begehbare Architekturen im offenen Landschaftsraum positioniert sind. Die Grenzen zwischen Technik, Kunst, Architektur und Land Art verschwimmen dabei bewusst. Besonders eindrucksvoll ist die elliptische Form des Betriebsgebäudes, dessen Fassade in Ziegelmauerwerk an die industrielle Bautradition des Ruhrgebiets erinnert. Eine umlaufende, öffentlich begehbare Mauer eröffnet über Treppen und Dachterrassen neue Perspektiven auf das Bauwerk und seine Funktion – und macht den Ort nicht nur sichtbar, sondern auch erfahrbar.

Das Pumpwerk Gelsenkirchen steht sinnbildlich für den Wandel der Region: von der technischen Notwendigkeit zur architektonischen Landmarke in einer sich transformierenden Kulturlandschaft.

Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 18.06.2025

Kategorien:
Ingenieurbau » Wasserwirtschaft