© Foto: Michael Kramer; (Ausschnitt); Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kirchplatz, 51647 Gummersbach
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12. Jh. / 15. Jh. (Querschiff und Chor)
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Objektanzahl: 2648
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Die evangelische Kirche im Gummersbacher Ortsteil Lieberhausen zählt zu den außergewöhnlichsten Sakralbauten des Oberbergischen Landes. Ihre überregionale Bedeutung verdankt sie vor allem der einzigartigen, über Jahrhunderte erhaltenen Innenausmalung, die ihr den Namen „Bunte Kerke“ verlieh und die als Gattungsbegriff für mehrere farbig ausgemalte Dorfkirchen der Region steht. In Lieberhausen jedoch findet sich ein im Rheinland singuläres Nebeneinander von vor- und nachreformatorischen Wandmalereien.
Romanischer Ursprung
Die Kirche wurde Anfang des 12. Jahrhunderts als Filialkirche errichtet. Sie gehörte zunächst zur um das Jahr 1000 vom Kölner Severinstift gegründeten Hauskapelle in Gummersbach. Erst im 14. Jahrhundert löste sich Lieberhausen aus diesem Verband und wurde selbständige Pfarrkirche mit dem Patrozinium St. Nikolaus.
Bauliche Erweiterungen und Grundriss
Der ursprünglich romanische Bau wurde im 15. Jahrhundert durch den Anbau eines gotischen Querschiffs und eines Chores erweitert. Seitdem besitzt die Kirche einen kreuzförmigen Grundriss, der ihr den Charakter einer Kleinbasilika verleiht. Eine weitere bauliche Ergänzung erfolgte 1870 mit dem Anfügen eines dreiseitigen Chorabschlusses, der als Sakristei dient. Trotz dieser Eingriffe blieb die mittelalterliche Grundstruktur des Bauwerks ablesbar.
Reformation und außergewöhnlicher Umgang mit Bildwerken
Mit der Ausbreitung der Reformation im Raum Gummersbach und Bergneustadt ab etwa 1570 schloss sich auch Lieberhausen dem evangelischen Bekenntnis an. Bemerkenswert ist der Umgang mit der bereits vorhandenen Bildausstattung: Während andernorts protestantisch geprägte Gemeinden mittelalterliche Wandmalereien entfernten oder übertünchten, blieben die Lieberhausener Fresken erhalten. Mehr noch: 1589 wurden sie restauriert und durch zusätzliche Bild- und Textprogramme ergänzt.
Wand- und Gewölbemalereien
Die umfangreiche Ausmalung des Kircheninneren begann um 1480 und wurde über mehrere Jahrzehnte fortgeführt. Das Bildprogramm umfasst Darstellungen biblischer Texte, ergänzt durch erläuternde Schriftzüge, insbesondere aus den Evangelien. Die Malereien dienten nicht allein der Ausschmückung des Raumes, sondern hatten eine deutliche didaktische Funktion. Szenen mit teils drastischen Darstellungen von Teufel und Hölle verdeutlichen den moralischen Anspruch der Bilder und ihre Funktion als visuelle Glaubensunterweisung.
Im 19. Jahrhundert wurden die Malereien übertüncht, um eine sprichwörtlich gewordene Redensart – „So bunt as de Lieberhuser Kerke“ – in Vergessenheit geraten zu lassen, da man ihr einen eher schädlichen als förderlichen Ruf zuschrieb. Bereits 1911 bis 1913 erkannte man jedoch den kunsthistorischen Wert der Ausmalung und legte sie im Rahmen einer umfassenden Renovierung wieder frei. Teile der Malereien wurden dabei rekonstruiert. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1954.
Bedeutung
Die evangelische Kirche in Lieberhausen ist heute nicht nur ein bedeutendes Zeugnis romanisch-gotischer Sakralarchitektur im Oberbergischen Land, sondern vor allem ein herausragendes Beispiel für den kontinuierlichen Umgang mit mittelalterlicher Bildkunst über konfessionelle Grenzen hinweg. Ihr Innenraum dokumentiert eindrucksvoll religiöse, kunsthistorische und kulturgeschichtliche Entwicklungen vom Mittelalter bis in die Neuzeit
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Text zuletzt geändert am 19.12.2025
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten