Schaumburgstraße, Breite Straße, Herrenstraße, 45657 Recklinghausen
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1930 (Bestand) 2018-2023 (Revitalisierung)
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Objektanzahl: 2610
45657 Recklinghausen
Entfernung: 0.17 km
45657 Recklinghausen
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45655 Recklinghausen
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45657 Recklinghausen
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Die von den Planer*innen der Düsseldorfer AIP Unternehmensgruppe realisierte Revitalisierung des ehemaligen Karstadt-Warenhauses zum MarktQuartier Recklinghausen ist ein beispielhaftes Projekt für gelungene Stadtreparatur, nachhaltige Bestandsentwicklung und zukunftsorientierte Stadtentwicklung.
Nach der Schließung des ehemaligen Karstadt-Warenhauses im Jahr 2016 stand das Gebäude mit über 30.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vorübergehend leer und versinnbildlichte die anhaltende Krise des stationären Einzelhandels. Die AIP Unternehmensgruppe erkannte das Potenzial des leerstehenden Objekts und entwickelte in enger Abstimmung mit der Stadt Recklinghausen ein komplexes Nutzungskonzept, das nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch im Hinblick auf die Stadtentwicklung revolutionär sein sollte.
Im Zentrum des Umnutzungskonzepts stand die Idee eines Nutzungsmixes aus Nahversorgung, Gastronomie, Gesundheits- und Dienstleistungsangeboten. Im Erdgeschoss des MarktQuartiers entstand auf diese Weise erweiterter Stadtraum aus Nahversorgungs- und Gastronomieangeboten, weiterem Einzelhandel und Gesundheitsversorgung. Die diversifizierte Öffnung des Erdgeschosses soll auch den angrenzenden Marktplatz aufwerten und wiederbeleben, der als öffentlicher Außenraum Teil des Umnutzungskonzepts ist.
In den oberen Geschossen bieten betreutes Wohnen, eine Kurz- und Tagespflege, Praxis- und Büroflächen sowie eine Kindertagesstätte mit Dachgarten neue Nutzungen. Zudem wurde das Bestandsgebäude von 1930 durch einen Hotelneubau ergänzt, der ebenfalls zur Belebung der Innenstadt beitragen soll.
Baulich erforderte das Projekt erhebliche Maßnahmen und Eingriffe in die Bausubstanz. Eine durch den Bergbau bedingte Absenkung von bis zu 80 Zentimetern erforderte komplexe statische Ertüchtigungen, die das Tragsystem und Fassadenteile betrafen. Auch die heterogene Bausubstanz, bestehend aus Elementen der späten 1920er-Jahre und späterer Um- und Anbauten, erforderte große Sorgfalt bei Planung und Ausführung. Dennoch wurde zugunsten der Umweltbilanz, der Ressourcenschonung und einer signifikanten Reduktion von Bauabfällen bewusst auf einen Abriss verzichtet.
Das ehemalige Warenhaus präsentiert sich trotz des weitgehenden Erhalts der klassischen Fassade in einer veränderten Ansicht. Besonders durch die nutzungsbezogene Aufwertung mithilfe von Fensterflächen, Loggien und farbigen Markisen fügt sich das Gebäude angemessener in das städtebauliche Umfeld ein und macht die kleinteiligen Nutzungen von außen ablesbar. Im inneren Bereich des Gesamtkomplexes entsteht ein begrünter Innenhof, der als beruhigter Rückzugsort eine neue Aufenthaltsqualität im Außenraum hinzufügt.
Das MarktQuartier Recklinghausen als Modellprojekt ist nicht zuletzt das Ergebnis einer engen Kooperation zwischen Investor, Planer, Verwaltung und lokalen Akteuren. Die Integration von Wohnraum, sozialer Infrastruktur, medizinischer Versorgung und vielfältigem Gewerbe in einem zentralen Bestandsgebäude hat ein kleinteiliges Angebot geschaffen, das beispielhaft für eine resiliente und vielfältige Stadtentwicklung steht.
Bemerkenswert ist auch die kulturelle Zwischennutzung des Gebäudes vor dem Umbau als temporäres Theater und Veranstaltungsort.
Auszeichnungen:
Polis Award 2024, Kategorie Reaktivierte Zentren, 2. Platz
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Text zuletzt geändert am 25.07.2025
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