Volkshaus Leverkusen

Am Stadtpark 68, 51373 Leverkusen

1930–1931

Moderne

Wilhelm Fähler

Genossenschaft Volkshaus eGmbH Wiesdorf/Proletarisches Kulturkartell

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Volkshaus Leverkusen

Als ehemaliges Volkshaus verkörpert das Gebäude eine sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelnde und schon nach wenigen Jahrzehnten wieder verschwundene Bauaufgabe. Diese war eng mit der wachsenden Industrialisierung und den daraus resultierenden Bedürfnissen einer neuen sozialen Gruppe, der Industriearbeiter, verknüpft. Die ersten Volkshäuser entstanden im Kontext der bürgerlichen Wohlfahrtspflege. In der Zeit der Weimarer Republik waren es dann vor allem Verbände der Arbeiterbewegung, die Volkshäuser bauten.

Auch in der Stadtgemeinde Wiesdorf reichten die Räumlichkeiten der Gaststätten bei weitem nicht mehr für das kontinuierlich wachsende Angebot der verschiedenen Vereine und Arbeiterorganisationen aus. Um dem abzuhelfen, wurde im August 1922 die Genossenschaft Volkshaus eGmbH Wiesdorf gegründet, der sich 1925 das Proletarische Kulturkartell unterstützend anschloss. Anders als das Gros der meist in traditioneller Formensprache errichteten Volkshäuser hatte das Wiesdorfer Haus eine dezidiert moderne Erscheinung. Der imposante, flach gedeckte Kubus lebte vom Rhythmus der Fensteranordnung.

Noch vor der Eröffnung des Gebäudes im März 1931 begannen Nationalsozialisten den Betrieb des Arbeitertreffpunktes und Jugendheims durch Provokationen und Überfälle zu stören. Keine zwei Jahre später, am 28. Februar 1933, wurde es samt Einrichtung beschlagnahmt und am 3. März der SS übergeben. Umbenannt in „Hermann-Göring-Heim“ beherbergte es schließlich die Führerschule der SA-Standarte 53. Die Liste des beschlagnahmten Inventars gibt Aufschluss darüber, dass das Wiesdorfer Volkshaus zu den kleineren seiner Art gehörte.

1936 wurde ein Satteldach aufgesetzt, und die wohl nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzten Fenster machten aus dem modernen Kubus eine Villa im traditionellen Stil. Kunststofffenster ohne Sprosseneinteilung und Glasbausteine aus der Renovierung der 1960er Jahre haben dem Volkshaus endgültig sein Gesicht genommen.

Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 05.10.2020

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