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Hafenplatz, 48155 Münster
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1896-1899 (Hafen), ab 1995 (Transformation)
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Objektanzahl: 2647
481 Münster
Entfernung: 0.14 km
48155 Münster
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48143 Münster
Entfernung: 0.72 km
48143 Münster
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Der Stadthafen I im Hafenviertel der Stadt Münster stellt ein anschauliches Beispiel für den tiefgreifenden Wandel vormals industriell geprägter Infrastrukturen hin zu einer postindustriellen Stadtentwicklung mit vielseitigen Arbeits-, Freizeit- und Kulturangeboten dar.
Die Eröffnung des Stadthafens I als Stichhafen des neu errichteten Dortmund-Ems-Kanals erfolgte im Jahr 1899. Die in den folgenden Jahrzehnten realisierten Erweiterungen – darunter weitere Hafenbecken, Kaimauern, Gleisanschlüsse, ein Gas- und Elektrizitätswerk sowie mehrere Speicherbauten wie der markante Flechtheimspeicher – zielten auf einen effizienten Güterumschlag und führten rasch zu einer überregionalen Bedeutung des Standorts.
Während die Umschlagsmengen bis zum Ersten Weltkrieg kontinuierlich wuchsen, bewirkten Kriegseinwirkungen, Blockadepolitik und Weltwirtschaftskrise erhebliche Rückgänge. In der Zeit des Nationalsozialismus erfuhr der Hafen ab Mitte der 1930er Jahre im Kontext militärischer Rüstungsprogramme eine erneute Aufwertung. Die kriegsbedingten Bombenangriffe zerstörten Hafenbecken, Krananlagen, Gleise und Speicher weitgehend. Der Wiederaufbau in den frühen Nachkriegsjahren stellte die Funktionsfähigkeit rasch wieder her; in den 1950er und frühen 1960er Jahren erreichte der Hafen seine größte Bedeutung für die Versorgung der Stadt, insbesondere mit Baustoffen.
Mit der zunehmenden Verlagerung der Binnenschifffahrt auf firmeneigene Hafenstandorte und dem wachsenden Einfluss des Straßengüterverkehrs setzte ab den 1970er Jahren ein deutlicher Bedeutungsverlust ein. Am von Leerstand und Funktionsverlust geprägten Nordufer entwickelte sich seit den 1990er Jahren ein grundlegender Funktionswandel, der im „Kreativkai“ einen prägnanten Ausdruck fand. Informelle Aneignungen durch alternative Verlage, Druckereien und kulturelle Initiativen führten zunächst zu einer experimentellen Nutzungsvielfalt, die von der Stadt Münster ab 1997 gezielt stadtplanerisch aufgegriffen wurde.
Die Sanierung und Umnutzung historischer Speicherbauten, der selektive Abriss veralteter Hafenanlagen und die Integration von Neubauten erzeugten eine kleinteilige Mischung aus gastronomischen Angeboten, kulturellen Einrichtungen sowie Verwaltungs- und Bürogebäuden der Kreativwirtschaft und verschiedener Dienstleister. Historische Baustrukturen wie der ehemalige Flechtheimspeicher oder ein verbliebener Hafenkran wurden bewusst als identitätsstiftende Landmarken erhalten. Die heutige Attraktivität des Quartiers ergibt sich aus der Kombination von Wasserlage, industriell geprägter Bausubstanz und kultureller Verdichtung. Während am Nordufer gastronomische Betriebe, Clubs, Theater und Kultureinrichtungen dominieren, wird das Südufer zunehmend von Neubauten mit Büronutzung geprägt.
In ökonomischer wie symbolischer Hinsicht hat sich der Stadthafen I zu einem bedeutenden Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt, das nicht nur den anhaltenden Strukturwandel widerspiegelt, sondern zugleich den strategischen Anspruch formuliert, das Stadtbild um ein urbanes Gegenbild zur Altstadt zu erweitern.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Text zuletzt geändert am 10.12.2025
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