© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland - Wolf, Silvia Margrit
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Wittenbergstraße 107–109 , 45133 Essen
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1929–1931
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Objektanzahl: 2520
45133 Essen
Entfernung: 0.63 km
45133 Essen
Entfernung: 1.57 km
45130 Essen
Entfernung: 1.96 km
44581 Castrop-Rauxel
59199 Bönen
Pferde im Ruhrgebiet – das waren bis ins 20. Jahrhundert hinein vor allem Kutsch- und Zugpferde sowie im Bergbau eingesetzte Grubenpferde. Doch mit der zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung erwachte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Interesse am sportlichen Reiten. Am grünen Stadtrand in der unmittelbaren Nähe des Stadtwaldes plante die Essener Reitbahngesellschaft eine Reitanlage zu errichten, die neben dem Dressur- und Springreiten Ausritte in die freie Natur ermöglichten. Im Oktober 1929 reichte Alfred Fischer den Bauantrag dazu ein. In diese Vorbereitungen platzten der Börsen-Crash am 24. Oktober 1929 und die nachfolgende Weltwirtschaftskrise. Doch davon ließ sich der engagierte Architekt nicht abhalten. Noch bevor die Baugenehmigung eintraf, erstellte Fischer die Ausführungsplanung und gab die Gründungs- und Rohbaumaßnahmen in Auftrag. So konnte der Hauptkomplex trotz aller Widrigkeiten bis zum Februar 1931 fertiggestellt werden.
In der Reitanlage am Stadtwald frönten vor allem jene Essener einem ebenso repräsentativen wie naturnahen Hobby, die als Unternehmer, Fabrikanten, Bankiers und Kaufleute von der Industrialisierung profitiert hatten. Der gesellschaftliche Anspruch lässt sich am Vorhandensein von Klubräumen, Dachterrasse, Restaurant und einer Orchesterbühne für das Dressurreiten in der großen Reithalle ablesen.
Alfred Fischers Reitsportanlage zeichnet sich durch die klare Formensprache des Neuen Bauens aus, dabei verleugnet der Architekt seine Herkunft aus der Industriearchitektur keineswegs. Die Straßenansicht des Komplexes mit den beiden unterschiedlich hohen Fensterbändern erinnert in ihrer Schlichtheit und Linearität an eine Fertigungshalle. Die große Reithalle als höchster Baukörper sowie die nach Süden anschließende Mauer schirmen die Anlage zur Straße hin ab. Dahinter schließen sich nach Osten in abgestufter Höhe die kleine Reithalle und im rechten Winkel dazu drei Reihen mit Stallungen an. Die Büros, ein Sitzungszimmer und das Klubzimmer liegen in west-östlicher Ausrichtung vor den Reithallen. Die gestaffelten, weiß verputzten Baukörper sind in der Horizontalen durch liegende Fenster- bzw. Oberlichtbänder und dunkel abgesetzte, schmale Gesimse gegliedert. Während die Reithalle und die Stallungen von einfachen, teils schwenkbaren Industriefenstern belichtet werden, sind die Verwaltungs- und Klubräume mit aufwendiger gearbeiteten Fenstern ausgestattet und zusätzlich durch Pfeiler gegliedert. Die Originalität von Fischers Entwurfs liegt in der Zusammenfassung fast aller Funktionen in einem Gesamtkomplex.
Autor*in: Birgit Gropp
Zuletzt geändert am 30.09.2020
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Sportbauten