© LWL-DLBW - Dipl. Foto-Designerin Greta Schüttemeyer, Münster
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Münsterstraße 35, Steinfurt
Legende für Merkmale
Objekt hat Auszeichnung
Objekt ist denkmalgeschützt
Objekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet
Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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1933-35
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Ein Blick auf das Grundstückstor vor dem Eingang des Hauses in der Münsterstraße verrät uns, wer hier einst gewohnt hat: eine Äskulapnatter schlingt sich um die senkrechten Streben des Eisentores. Ihre lange Zunge weist auf eine flache Schale, die sogenannte Schale der Hygieia, die in dieser Symbolform eigentlich den Apothekern vorbehalten war. Der Arzt Anton Hohenhorst ließ sich hier zu Beginn der 1930er Jahre eine Villa mit moderner Formensprache für sich und seine Frau auf einem großen Grundstück mitten im Borghorster Ortskern errichten: einen zweigeschossigen, querrechteckigen und blockhaften Bau mit großen Fenstern und Flachdach, dem an der rechten Gebäudeecke ein Vorbau angefügt ist. Markant sind die vorspringenden kurzen Mauerstücke im Erdgeschoss, die sich schwarz gefliest zwischen die Fenster zur Eingangshalle schieben. Das Vordach am Eingang ruht auf schlanken Stützen, deren Rot sich von den schwarzen Fliesen effektvoll absetzt. Ein Leuchtkasten sorgt für eine zurückhaltende Belichtung des Eingangs. Es wird deutlich, dass der Architekt Bernhard Tönies – gebürtiger Borghorster – ein besonderes Haus entwerfen wollte.
Zuvor hatte hier bereits eine Villa gestanden, die Hohenhorst jedoch abreißen ließ. Einzig eine schwere Doppelflügeltür aus Holz, die mit aufwändigen Renaissance-Schnitzereien versehen ist, behielt er zurück und ließ sie als Rückseite einer Tür zwischen Eingangsbereich und Flur in seiner modernen Villa einsetzen. Hohenhorst starb jedoch schon kurz nach Fertigstellung des Hauses. Sein Nachfolger wurde der Arzt Wilhelm Debbert, nach dem die Villa heute im Volksmund benannt ist. Debbert übernahm nicht nur die Praxis, er heiratete zudem die Witwe, doch Frau und Kind verstarben bei der Geburt. Debbert, der zu dieser Zeit an der Ostfront im Kriegseinsatz war, kehrte erst in den 1950er Jahren mit den letzten Kriegsgefangenen nach Borghorst zurück und nahm den Praxisbetrieb schließlich wieder auf. Dem querrechteckigen Gebäude fügte er am Nordende einen schlichten Anbau hinzu, um seine Praxisräume zu vergrößern. Als der heutige Eigentümer das Haus in den 1990er Jahren kaufte, war es in einem nahezu abrissreifen Zustand. Es gelang allerdings die Fassaden zu sanieren und die Innenräume weitestgehend wiederherzustellen. So sind die Böden heute größtenteils noch original, ebenso wie die Fenster und Beschläge. Die Nutzung als Kanzlei machte einige Anpassungen erforderlich, die aber allesamt denkmalgerecht durchgeführt wurden und wieder rückgängig gemacht werden können.
In der Eingangshalle beeindrucken neben der bereits erwähnten Renaissancetür vor allem der Kamin und ein Sgraffito, dessen Urheber unbekannt ist. Da der Architekt Tönies aber künstlerisch vielseitig begabt war, könnte es sich sogar um ein Werk von ihm selber handeln. Dargestellt ist ein Mann, der ein steigendes Pferd bändigt.
Aus dem oberen Stockwerk erreicht man schließlich auch die Dachterrasse über dem südlichen Anbau. Von hier kann man deutlich erkennen, dass das Haus auf einem Sockel errichtet wurde, der sich in einer U-Form um das Südende des Hauses herumlegt und somit auch die Form der rückwärtigen Terrasse im Erdgeschoss bestimmt. Aufgrund ihrer Lage in einem Winkel zwischen zwei Straßen kann man die Villa von allen Seiten betrachten. Durch die geschickte Komposition von rechtwinkligen und gerundeten Elementen hat Bernhard Tönies hier ein Haus geschaffen, das durch eine Vielzahl an Details beeindruckt. In der dichten Bebauung aus der Jahrhundertwende, die das Bild der Münsterstraße prägt, sticht die Villa Debbert wie ein Fremdkörper heraus. Dabei hütet Borghorst noch einen weiteren Schatz der Moderne: dem Leben und Werk des Bauhauskünstlers Heinrich Neuy widmet sich ein Museum, das allerdings in einem ehemaligen Stiftsgebäude aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist. In der Villa Debbert schmücken währenddessen Plakate von Neuy die Wände und schlagen somit eine Brücke zwischen dem Neuen Bauen und dem Bauhaus.
Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 22.04.2020
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Kategorien:
Architektur » Wohnbauten » Herrenhäuser/Villen