Adenauerplatz 2, 59379 Selm
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1911-12
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Das Alte Amtshaus in Selm-Bork wurde 1911/12 nach Plänen des Architekten Karl Schulze aus Dortmund errichtet und am 18.09.1985 in die Denkmalliste der Stadt Selm eingetragen. Bauherr war das damalige Amt Bork – heute Stadt Selm.
Das zweigeschossige Gebäude mit einem hohen Kellergeschoss zeigt einen symmetrischen Aufbau bei rechteckigem Grundriss in West-Ost- Richtung, wobei die verputzte Hauptfassade nach Süden weist. Der Mittelteil ist deutlich hervorgehoben, erkennbar am aus der Fassade hervortretenden Eingang. Dieser wird von zwei Säulen und einem Giebel eingerahmt, der anstelle der Spitze einen Balkon trägt. Innerhalb der Giebelfläche ist ein preußischer Adler als Hoheitszeichen des Amtes Bork zu sehen.
Weiter fallen unter dem dreieckigen Mittelgiebel drei kräftig gerahmte Rundfenster auf und über dem Giebel ein schiefer-gedeckter Turm mit Uhr und Haubenabschluss. Das pfannengedeckte Dach ist als Mansarddach mit Gauben ausgebildet.
Westlich und östlich des Mittelteils schließt sich jeweils ein Seitenflügel mit je sechs Fensterachsen an. Über die gesamte Fassade hinweg sind die rechteckigen Sprossenfenster durch Lisenen, schwach vortretende Mauervorlagen, getrennt. Im Kellergeschoss finden sich Rundbogenfenster.
Die Nordseite des Gebäudes zeigt im Dachbereich zwei Türme, die das runde Treppenhaus flankieren, das in seinen Maßen dem Mittelteil entspricht.
Der Baustil ist dem Historismus (Neobarock) mit Elementen des Jugendstils zuzuordnen.
Auf der Westseite ist ein Nebengebäude mit Dienstwohnung für den Amtmann angebaut.
Der Uhrturm ist in seiner Ausgestaltung eher untypisch. Er ist ungewöhlich niedrig. Dies erinnert an das Verwaltungsgebäude der Zeche Victoria in Lünen, das Karl Schulze zeitgleich mit dem Borker Amtshaus gebaut hat und dürfte als Reminiszenz an den Bergbau gesehen werden, der damals zum zentralen Taktgeber im Amtsbezirk Bork geworden war.
Der äußeren Gliederung des Amtshauses folgt seine innere Struktur. Der Grundriss des Erdgeschosses zeigt, dass die stark frequentierten Ämter, vor allem die Amtskasse, im Erdgeschoss, und die Räume der Verwaltungsleitung sowie der Sitzungssaal im Obergeschoss untergebracht waren. Dies entspricht einer typischen Nutzung öffentlicher Verwaltungsgebäude nicht nur dieser Zeit.
Der Sitzungssaal wird durch eine reichhaltige und vielfältige Ornamentierung hervorgehoben – finanziert durch Stiftungen aus Wirtschaft, Bürgertum und Adel des Amtsbezirks. Hervorzuheben ist der Kamin mit einem Relief des Freiherrn vom und zum Stein, der seinen Alterssitz auf Schloss Cappenberg hatte, sowie die Glasmalerei der Fenster.
Der Amtshausneubau ist im Kontext der Nordwanderung des Steinkohlenbergbaus in die Lippe-Region um 1900 zu sehen.
Die Initiierung der Ornamentierung des Sitzungssaales aus der Amtsverordneten-Versammlung heraus sowie die Zuordnung der Gestaltungselemente zu individuellen Stiftern macht dieses Amtshaus im regionalen Vergleich einzigartig.
Autor*in: Peter Gehrmann
Zuletzt geändert am 01.03.2023
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Kategorien:
Architektur » Öffentliche Gebäude » Verwaltungsgebäude/Rathäuser