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Werner Ruhnau

Werner Ruhnau, Foto: Daniel Ullrich, Threedots, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Werner Ruhnau - Leben und Werk

Werner Ruhnau (1922–2015) zählt zu den bedeutenden deutschen Architekten der Nachkriegszeit, der mit seinem Werk und seiner interdisziplinären Haltung konsequent die Grenzen zwischen Architektur und Bildender Kunst auflöste.

Geboren am 11. März 1922 in Königsberg (Preußen), begann Werner Ruhnau 1941 ein Architekturstudium in Danzig, das er an den Technischen Hochschulen Braunschweig und Karlsruhe fortsetzte und 1950 abschloss. Bereits in den frühen Jahren seines Schaffens entwickelte er eine Haltung, die dem Funktionalismus und reinen Zweckdenken eine ästhetisch-soziale Raumidee entgegenstellte.

In den Jahren 1950-55 war Werner Ruhnau im Baubüro der Landwirtschaftskammer Münster tätig. 1953 gründete er dort gemeinsam mit Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen das „Architektenteam im Baubüro der Landwirtschaftskammer“. Sie entwarfen unter anderem das Stadttheater in Münster und gewannen den Wettbewerb für das Musiktheater in Gelsenkirchen (1956-59). Ruhnau gründete 1956 ein eigenes Büro in Gelsenkirchen, mit dem er schließlich den Bau des Musiktheaters im Revier weiter plante und realisierte. Die Planung und Umsetzung dieses Bauwerks wurde zum Meilenstein der deutschen Nachkriegsmoderne – nicht nur wegen seiner klaren architektonischen Sprache, sondern vor allem durch die konsequente Integration zeitgenössischer Kunst.

In enger Zusammenarbeit mit Künstlern wie Yves Klein, Jean Tinguely, Norbert Kricke oder Paul Dierkes wurde das Gelsenkirchener Musiktheater zu einem Gesamtkunstwerk, das dem Ideal einer offenen, demokratischen Baukultur folgte. Ruhnaus Arbeitsweise war dabei radikal kollaborativ: Architektur wurde als Bühne für gesellschaftliche Auseinandersetzung und künstlerischen Ausdruck verstanden. Gearbeitet wurde nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Bauhütte in einer Wohngemeinschaft, in der Architekt, Künstler und Handwerker zusammen lebten, arbeiteten und sich kreativ ergänzten.

Auch über das MiR hinaus blieb Ruhnau seiner interdisziplinären Haltung treu. In vielen seiner späteren Arbeiten thematisierte er die Öffnung architektonischer Formen für partizipative Prozesse.

Neben seiner Tätigkeit als praktizierender Architekt war Werner Ruhnau auch als Hochschullehrer und Kulturvermittler aktiv. Als Mitglied des Deutschen Werkbunds und in zahlreichen Vorträgen und Publikationen setzte er sich für eine Architekturkultur ein, die gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und die Trennung der Disziplinen überwindet.

Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Werner Ruhnau starb am 26. März 2015 in Essen.

 

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