Ursulaplatz 30, 50668 Köln
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Objekt hat Auszeichnung
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Objekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert
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12. Jh. / 13. Jh. (Chor) / 1643 (Schatzkammer)
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Die katholische Pfarrkirche und ehemalige Stiftskirche St. Ursula in Köln wurde im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts auf einem römischen Gräberfeld außerhalb der römischen Stadt errichtet. Die Auffindung der Gräber bei der Erweiterung der Stadtmauern im Jahr 1106 hatte einen Aufschwung der Verehrung der Legende des Märtyriums der hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen, den 11 oder 11000 Jungfrauen, zur Folge und begünstigte den Kirchenneubau an dieser Stelle. Bis ins 17. Jahrhundert wurde St. Ursula als Kirche der Hl. Jungfrauen bezeichnet.
St. Ursula zeigt sich als romanische Emporenbasilika mit einem gotischem Chor, einem zweiten gotischen Südschiff und der westlich angelagerten barocken Schatzkammer. Der romanische Teil der Damenstiftskirche ist die früheste Basilika mit Seitenschiffsemporen am Niederrhein, die mit ihren Dreierarkaden und der Hochwandgliederung in Köln ohne Nachfolge bleiben sollte. Der hochgotische Chor der Ursulakirche gilt als einer der frühen gotischen Chöre Deutschlands.
Nachgewiesen ist ein Vorgängerbau aus spätrömischer Zeit (4. Jh.), der um oder nach 400 umgebaut und um 800 bzw. vor 866 erweitert wurde. 922 ließ Erzbischof Hermann I. hier ein Damenstift mit einem Reliquienmonument errichten. Im 10. Jahrhundert wurde das Stift mit reichen Schenkungen bedacht und zwei Kirchenbauten dem Stift angegliedert.
Im 12. Jahrhundert baute man eine Kirche mit flach gedeckten Mittelschiff, Emporengeschossen und Querarmen. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde der Westbau mit einem zweigeschossigen Turm errichtet. 1230 wurde der Stiftschor im Obergeschoss des Westbaus gewölbt. Im 4. Viertel des 13. Jahrhunderts wurde der romanische Chor durch einen gotischen Langchor ersetzt; kurz darauf wurde das Langhaus mit Kreuzrippen überwölbt und der Obergaden erhöht.
Vor 1300 fügte man ein zusätzliches Seitenschiff, die Marienkapelle, an das Südschiff an.
Bedeutende Umbauten und Umgestaltungen des Innenraums wurden Mitte des 17. Jahrhunderts ausgeführt, so wurden die romanischen Emporen in den Querarmen entfernt und in großen Rundbögen zum Mittelschiff hin geöffnet sowie die Emporen und beide Querarme eingewölbt. Nach Abbruch der Stiftsgebäude wurde der Stiftschor zur Sängerempore umgestaltet und dort eine Orgel aufgestellt.
1643 wurde eine Schatzkammer, die sogenannte Goldene Kammer, westlich an die Marienkapelle angebaut – hier wird der im Barock wiederbelebte Reliquienkult deutlich.
Im Jahr 1802 wurde das Damenstift aufgehoben und im Laufe des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt.1920 wurde die Kirche zur Basilika erhoben. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde St. Ursula unter K. Band und W. Schorn bis 1965 weitgehend wiederaufgebaut.
Die dreischiffige Kirche mit Querarmen im Osten wurde aus Tuffstein-Verblendmauerwerk errichtet. Zugänglich ist St. Ursula über ein Bronzeportal im breitgelagerten, zweigeschossigen Westbau, über dem ein Turm mit zwei Freigeschossen und einem barocken Haubendach aufsteigt. Im Untergeschoss des Turms befindet sich eine, über einem Mittelpfeiler kreuzgratgewölbte Vorhalle auf nahezu quadratischem Grundriss. Das kreuzgratgewölbte Obergeschoss wird durch eine Wandnische mit dem ehemaligen Äbtissinnensitz als ehemaliger Stiftschor gekennzeichnet und öffnet sich in einem großen Rundbogen (mit doppelter Arkadenstellung) zur Westempore.
Das sechsjochige Langhaus zeigt außen noch die romanische Rundbogengliederung, im Inneren ist eine dreigeschossige Aufteilung der Mittelschiffswände zu erkennen. Die Seitenschiffe sind durch Rundbogenarkaden über Rechteckpfeilern vom Mittelschiff getrennt. Die Emporen öffnen sich in dreiteiligen Arkaden zum Mittelschiff.
Die Wände des dreijochigen Chors mit 5/8 Schluss erscheinen durch die drei- und vierbahnigen Maßwerkfenster zwischen abgetreppten Strebepfeilern aufgelöst. Der hohe, kreuzrippengewölbte Raum wirkt wie ein gläserner Schrein für die Aufbewahrung und Verehrung des kostbaren Reliquienschatzes der heiligen Jungfrauen (Vgl. Sainte-Chapelle, Paris, 1246-48) und bestimmt maßgeblich die mittelalterliche Raumwirkung. Die Anzahl Elf der Fenster deutet dabei wohl auf die Zahl der Jungfrauen hin. In der Sockelzone sind die vergitterten Nischen für die Reliquien erhalten.
Die gotische, fünfachsige Marienkapelle schließt über rundbogige Arkaden an das romanische Langhaus an und zeichnet sich durch die spitzbogigen Maßwerkfenster aus. Dabei greift der Außenbau der zweijochigen Goldenen Kammer mit seinen zwei Maßwerkfenstern historisierend auf die gotische Marienkapelle zurück. In Wandnischen im Inneren werden die sogenannten Ursula-Büsten, 111 Reliquienbüsten des 13. bis 18. Jahrhunderts, davon die meisten hoch- und spätgotische Werke, aufbewahrt.
Zur wertvollen Ausstattung von St. Ursula gehören der sogenannte Große Ursula-Zyklus (Kölnischer Meister, 1456) mit 19 Bildszenen aus der Legende der hl. Ursula auf Holz, sechs doppelfigurige Reliquienbüsten (um 1500) auf der Emporenbrüstung, mehrere römische und frühmittelalterliche Sarkophage sowie das Grabmal der hl. Ursula (von J. T. W. Lentz, 1659) im nördlichen Querarm der Kirche.
Autor*in: Redaktion baukunst-nrw
Zuletzt geändert am 12.06.2023
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Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten