Dortmund, Lindemannstr. 70, Nicolaikirche von Süden

Dortmund, Nicolaikirche, Ansicht von Südosten

Dortmund, Nicolaikirche, Blick auf das Halbrund der Taufkapelle

Dortmund, Nicolaikirche, Detail der Fensterflächen

Dortmund, Nicolaikirche, Blick auf den Kirchturm

Dortmund, Nicolaikirche, Blick aus dem Laubengang

Dortmund, Nicolaikirche, Blick auf den Laubengang

Nicolaikirche Dortmund

Lindemannstr. 70, 44137 Dortmund

Legende für Merkmale

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IconObjekt ist denkmalgeschützt

IconObjekt ist als Kulturdenkmal auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnet

IconObjekt wurde umgebaut, saniert oder erweitert

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denkmalgeschütztes Objekt

1929-30

Moderne

Architekt Karl Pinno Architekt Peter Grund

Evangelische Gemeinde Dortmund

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Nicolaikirche Dortmund

Dass sich hinter der Gitterfassade der Nicolaikirche im Dortmunder Kreuzviertel ein wahres Feuerwerk an Farben verbirgt, glaubt man erst wenn man es selber gesehen hat. Von außen präsentiert sich der Bau von Karl Pinno und Peter Grund zurückhaltend. Graue Sichtbetonstreben ergeben ein schlankes Gebäude, das durch eine schlichte Eleganz punktet. Ein Laubengang begrenzt den Vorplatz zur Lindemannstraße und schafft unmittelbar beim Betreten trotz der lauten Straße eine ruhige Atmosphäre, die ein bißchen an einen Kreuzgang erinnert. Betritt man den Kirchenraum, so wandelt sich der Eindruck schlagartig: man steht mitten in einem gläsernen Käfig, dessen bunte Fenster den Raum in ein Farbspektakel verwandeln. Wenn die Sonne scheint, erstrahlt die ganze Kirche in allen Farben des Regenbogens. Die parallelen Betonrahmen, die das Gebäude zusammenhalten, fallen kaum auf. Dieser Raumeindruck mag einigen in gewisser Weise bekannt vorkommen: die mittelalterliche Sainte Chapelle in Paris und die vielgerühmte moderne Kirche Notre-Dame de Raincy von August Perret beeindrucken mit einer ganz ähnlichen Auflösung der Wand mittels bunter Fenster. In einer evangelischen Kirche wie der Nicolaikirche sind derart bildgewaltige Ausstattungen allerdings ungewohnt. Hierfür zeichnete ursprünglich die Glaskünstlerin Elisabeth Coester verantwortlich. Zwar ist das Fenster im Chor – eine Darstellung des Guten Hirten mit Engeln und dem Himmlischen Jerusalem – durch Bombenschäden verloren gegangen. Die Neuausstattung der 1960er Jahre durch Hans Gottfried von Stockhausen erzielt jedoch einen ähnlichen Effekt. Während der Raumeindruck bei Coester vor allem durch warme Gelb- und Rottöne geprägt gewesen sein muss, bediente sich Stockhausen zeitgemäß einer eher kühleren, dafür bunteren Farbpalette. Doch das nimmt dem Lichtspiel, hervorgerufen durch den unterschiedlichen Lichteinfall je nach Tages- und Jahreszeit, nichts. Die Gitterstruktur der schmalen Eisenbetonträger wird im Chor noch filigraner. In den erhöhten Chorraum leitet eine raumbreite Stufenanlage, die der Freitreppe zwischen Lindemannstraße und Vorplatz ähnelt. Die Architekten haben die Kirche als einen Anstieg vom lauten, rauhen Außenraum zum ruhigen, lichtdurchfluteten Innenraum konzipiert, der sich auch spirituell als ein Anstieg zu Gott deuten lässt. Damit greifen Pinno und Grund auf einen Topos sakraler Architektur zurück, der bereits im frühen Mittelalter zur Anwendung kam: Architektur ist nicht nur gebauter Raum, sondern Bedeutungsträger dessen, was er darstellen soll. Diese Unmittelbarkeit zwischen Artefakt und spirituellem Erleben erreichen Pinno und Grund in der Nicolaikirche durch die Auflösung der Wandflächen zugunsten einer wortwörtlichen Erleuchtung.

Doch auch andere Bereiche der Nicolaikirche verdienen Beachtung. Die Gesamtkonzeption der Kirche beruht auf einer Addition reduzierter Formen, die unabhängig zueinander stehen, und doch ein gemeinsames Ganzes geben. Dem trapezförmigen Kirchenschiff ist ein schmaler, längsrechteckiger Eingangsbereich, der sogenannte Narthex, vorgelagert, der nach Süden hin in einem Halbrund die Taufkapelle aufnimmt. Ihr Taufbecken greift die Halbkreisform gespiegelt wieder auf. Am gegenüberliegenden Ende des Narthex liegt der Kirchturm, der allerdings aus der Flucht nach vorne gezogen liegt und dadurch einen Campanile-Charakter annimmt. Während das Kirchenschiff zum Großteil aus Fensterflächen besteht, wirkt der Kirchturm eher geschlossen. Dadurch kommt der rohe, unverputzte Sichtbeton gut zur Geltung. Auf jeder Seite ist das Ziffernblatt einer Uhr angebracht. Im obersten Abschnitt sorgen lange, schmale Schallöffnungen erneut für eine aufgelockerte Wandgliederung. 

Die baukünstlerische Kraft, die die Nicolaikirche entfaltet, war gerade zu Zeiten der Moderne von besonderer Bedeutung, in der die Kirche mit dem Austritt vieler Mitglieder konfrontiert war. Die Nicolaikirche ist somit ein gebautes Manifest, nicht nur für die Errungenschaften der modernen Architektur, sondern auch für den Glauben.

Autor*in: Dr. Viviane Taubert, Dr. Stephan Strauß (Strauß Fischer Historische Bauwerke, Krefeld/Bremen), im Auftrag der LWL-DLBW
Zuletzt geändert am 21.04.2020

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Architektur » Öffentliche Gebäude » Sakralbauten

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